Ein „Hackathon“ ist eine Veranstaltung bei der kreative Menschen für einen bestimmten Zeitraum ihre Energien bündeln, um für eine konkrete Ausgangsfrage vielversprechende Lösungen zu entwickeln. Für gewöhnlich wird dieses Format von IT-Entwicklern und Programmierern angewendet, dass aber auch Siebtklässler in der Lage sind, binnen kürzester Zeit große Konzepte zu entwickeln, haben die beiden KSS-Klassen nun bewiesen.
Um mit dem nötigen Schwung in die Workshops zu gehen, motiviert Stadtrat Stephan Theiss die Schülerinnen und Schüler mit einem kurzen Grußwort: „Ich finde es wichtig, dass verschiedene Perspektiven eingebracht werden und ich glaube, wir werden wahnsinnig gute Impulse von euch bekommen. Das ist Schule, wie sie sein sollte.“ Dann heißt es Gruppen bilden, brainstormen und planen. Was fehlt in Karben? Wie kann der Alltag in Karben nachhaltiger aber auch entspannter werden? Die Jugendlichen diskutieren rege, denn schließlich steht für den nächsten Tag der sogenannte Pitch, also das Präsentieren der Ideen, auf dem Programm. Nur drei der sechs Ideen erhalten eine Förderung und dürfen in zehn Workshops bis zu den Sommerferien weiterentwickelt und perfektioniert werden.
Organisiert wird der „Hackathon“ vom Karbener Jukuz-Team sowie der Schulsozialarbeit, umgesetzt werden die zwei Projekttage von den Bad Vilbeler Digital-Profis „Techeroes“, finanziert wird das Event aus den Fördermitteln des hessischen Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“.
Und das sind die sechs Konzepte und Ideen, die an den zwei Tagen entstanden sind:
NAIKA
Nachhaltig leben, aber wie? Diese Frage ist der Leitgedanke der App NAIKA. Dort sollen übersichtlich alle nachhaltigen Angebote in Karben präsentiert werden. Wo kann ich bio-Produkte einkaufen? In welchen Geschäften wird Plastik vermieden? NAIKA zeigt es.
Tauschautomat
Nicht verschwenden, wiederverwenden. Der Tauschautomat funktioniert ähnlich wie ein Bücherschrank. Dort können Dinge, die nicht mehr benötigt werden, abgelegt werden und so die Chance auf ein zweites Lebens erhalten.
U-VOTE
Jugendlichen mehr Gehör zu verschaffen, ist das Ziel von U-Vote. In diesem Portal sollen Jugendliche ganz einfach eintragen können, was ihnen in Karben fehlt und Verbesserungsvorschläge und neue Ideen einbringen.
Easy Hobby
Wer ein neues Hobby sucht, soll es in der App „Easy Hobby“ ganz einfach finden können. Dort sollen alle Freizeitmöglichkeiten und Vereinsangebote in Karben aufgelistet werden. Per Interessen-Filter findet jeder der sucht ganz schnell ein neues Hobby.
Bike&Point
Bike&Point soll Menschen für das Radfahren begeistern. An verschiedenen Stellen in der Stadt sollen QR-Codes platziert werden. Mit der passenden App können diese dann eingescannt werden. Mit jedem Kilometer Punkte sammeln, das weckt Ehrgeiz.
ESP – E-Scooter-Payment
ESP soll es auch Schülerinnen und Schülern ermöglichen mit E-Scootern zu fahren, obwohl sie eigentlich zu jung für die nötigen Bezahlungs-Apps sind. Die Scooter-Ladestationen sollen dann an verschiedenen praktischen Plätzen in Karben aufgestellt werden.
Wildcard: NPK – Nachhaltiges Pfandsystem Karben
Da die Organisatoren von Techeroes von einer weiteren Idee sehr angetan sind, beschließen sie spontan eine Wildcard zu vergeben und folgende Idee aus eigenen Ressourcen weiter zu begleiten. Die NPK-App soll ganz einfach alle Standorte und Angebote von Eisdielen, Cafés und Restaurants zeigen, in denen auf Einwegprodukte verzichtet wird. So kann Müllvermeiden ganz einfach werden.
Anschließend ist die Jury – bestehend aus Bürgermeister Guido Rahn, der Ersten Stadträtin Heike Liebel, der Freien Journalistin Annette Windus sowie den beiden Techeroes-Nachwuchskräften Mohamed und Nico – an der Reihe und steht vor der schwierigen Aufgabe jene drei Projekte zu küren, die eine weitere Förderung erhalten. Schließlich ist es Bürgermeister Guido Rahn, der die drei Gewinner-Projekte verkündet. Gewonnen haben: U-Vote, Tauschautomat und NAIKA. „Wir wollen wissen was die Jugend bewegt, dafür könnte U-Vote eine praktische Möglichkeit sein“, betont Rahn. Der prämierte Tauschautomat steht unter dem Vorbehalt, dass er technisch umsetzbar ist und vor allem betreut und gepflegt wird. Sofern dies sichergestellt sei, könnte der Tauschautomat aber eine gute Sache sein. Ebenso wie NAIKA: „Es gibt viele Plattformen, die verschiedene Angebote zeigen, aber keine so komprimierte Übersicht über alle nachhaltigen Möglichkeiten“, lobt der Bürgermeister.
Der Jubel unter den Gewinnern ist groß, doch auch die unterlegenen Ideen erhalten große Anerkennung. Zum Schluss verbleiben alle Beteiligten mit der lobenden Aufforderung des Bürgermeisters: „Überlasst das Feld nicht den Erwachsenen, bringt euch und eure Ideen selbst ein!“ Denn dass dies ein Gewinn für alle sein kann, hat der erste „Hackathon“ im Karbener Rathaus bewiesen.